Heinz Eisig

geboren 13.7.1908 in Schmiegel (polnisch: Śmigiel)
gestorben 1953 in Neuseeland
historische Wohnadresse Victoriastraße 13
Stolperstein Friedrich‑Engels‑Straße / Ecke Otto‑Nuschke‑Straße
Verlegedatum 3.12.2019

Heinz Eisig kam am 13. Juli 1908 in Schmiegel (polnisch: Śmigiel) unweit von Posen in einer jüdischen Familie zur Welt. Seine Eltern Frieda (née Rosenthal) und Georg Eisig wohnten in Fürstenwalde in der Victoria­straße 13. Das Ehepaar hatte ein kleines Geschäft für Weiß­waren. Heinz war Lehrling in einer Import-Export-Firma in Berlin. Seine große Leiden­schaft galt dem Sport – er war ein be­gabter Sprinter in der 4-x-100 m-Staffel und trainierte im Turnverein Eiche Fürstenwalde (TEF).

Nach der Macht­übernahme durch die National­sozialisten musste er den TEF im April 1933 verlassen. Der Boykott-Aufruf gegen jüdische Mitbürger*innen verringerte die Erträge des Familiengeschäfts. Die Hetze und die zunehmende Entrechtung trieben Frieda Eisig in den Suizid. Dies brachte Heinz zu der Entscheidung, Deutschland zu verlassen und nach Neuseeland auszuwandern. Um die nötigen landwirtschaftlichen Kenntnisse zu erwerben, begann er im Frühjahr 1936 eine Ausbildung im Landwerk Neuendorf im Sande.

Am 20. November 1936 reiste Heinz Eisig mit dem Schiff „Mongolia“ vom englischen Hafen Harwich mit Stopps in Colombo (Ceylon) und Freemantle (Australien) nach Neuseeland. Auckland erreichte er am 12. Januar 1937. Sofort nach seiner Ankunft in Neuseeland beantragte er die Eheschließung mit der fünf Jahre jüngeren Dorothea Schendel. Sie kannten sich aus dem Fürstenwalder Turnverein. Dorothea war gelernte Stenotypistin und arbeitete als Sekretärin bei „Arthur Leyser’s Damen­bekleidung“ in Berlin.

An Bord der „Esquilino“ kam Dorothea am 1. Juli 1939 in Neuseeland an. Die Voraus­setzung für ihre Einreiseerlaubnis war die Eheschließung mit Heinz Eisig binnen eines Monats nach der Landung. Dem jüdischen Kalender geschuldet, der in bestimmten Zeiten Trauungen verbietet, heirateten sie direkt nach Dorotheas Ankunft, um nicht das Risiko der Ausweisung in Kauf zu nehmen. Heinz und Dorothea lebten und arbeiteten auf einer Farm im Hinterland der neuseeländischen Nordinsel, wo sie ihre beiden Kinder Merle, geboren am 18. Juli 1940 und Ronald George, geboren am 5. November 1945, großzogen.

Heinz Eisig bemühte sich ebenfalls um eine Einreiseerlaubnis für seinen Vater Georg. Das „permit“ erreichte Georg Eisig jedoch nie. Er wurde am 26. Februar 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Auch die Familie von Dorothea Eisig überlebte die Schoah nicht. Heinz Eisig starb im Jahr 1953 in Neuseeland infolge eines Krebsleidens. Dorothea verkaufte einige Jahre später die Farm und zog zusammen mit Ronald nach Auckland, wo Tochter Merle bereits studierte. Dorothea starb im Jahr 1999 mit 86 Jahren.

Familienmitglieder:
Frieda Eisig née Rosenthal
Georg Eisig