Wir laden herzlich zur Verlegung der Stolpersteine für vier Mitglieder der Familie Lehmann durch den Künstler Gunter Demnig am 22. September, 12 Uhr in der Eisenbahnstraße 31 ein. Ermöglicht wird uns das durch das überwältigende Ergebnis des Spendenaufrufes Ende letzten Jahres – von Herzen einen großen Dank den Spenderinnen und Spendern!
Der Zahnarzt Dr. Jakob John Lehmann und seine Frau Elisabeth Marie Martha (geb. Raddau) zogen in den frühen 1920ern mit ihrem Sohn Hans von Berlin nach Fürstenwalde in die Eisenbahnstraße. Im Haus Nr. 14 (heute Nr. 31) hatte Dr. Lehmann auch seine Praxis. Hier in Fürstenwalde kam 1924 der zweite Sohn Gerd zur Welt. Er besuchte die Körner-Schule (heute Haus II des Geschwister-Scholl-Gymnasiums), doch nach der Machtübertragung an die NSDAP musste die Familie Fürstenwalde wieder verlassen, als das Leben in Kleinstädten wie Fürstenwalde für Jüdinnen und Juden zunehmend schwieriger wurde. 1936 zogen die Lehmanns zurück in ihre Heimatstadt, die nun aber keine Heimat mehr war.
In Berlin wurde Jakob John Lehman im Mai 1943 von der Gestapo verhaftet, schwer misshandelt und im August 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er als sogenannter Schutzhäftling geführt wurde. Er musste einen rot-gelben Stern tragen, der ihn als jüdischen und politischen Häftling auswies. Seine letzte Nachricht stammt vom 6. Dezember 1944, das Todesdatum ist unbekannt.
Elisabeth Lehmann war als nicht-jüdische Ehefrau eines jüdischen Mannes Schikanen und Demütigungen ausgesetzt, überlebte aber die Diktatur. Auch beide Söhne – in der nationalsozialistischen Ideologie als „Halbjuden“ kategorisiert und damit zu vernichten – überlebten. Hans Lehmann gelang nach einer Ausbildung in einem Hachschara-Lager in Oberschlesien die Flucht nach Palästina. Joachim Gert Lehmann überstand mehrere Konzentrationslager, schwerste Zwangsarbeit und einen Todesmarsch im Frühjahr 1945. 1947 siedelte er in die USA über.
Jedoch wurden die Brüder von Jakob John Lehmann getötet: Der Schauspieler Hans Lehmann wurde 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert und 1942 im Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) ermordet. Der Pianist Walter Lehmann wurde 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
Datum: 22. September 2025, ab 12 Uhr
Ort: Eisenbahnstraße 31